Der Popovbericht.

Wie alles begann..

Der what? Außenpolitisch- oder filminteressierte denken evtl. an Dusko Popov, einem jugoslawischen Doppelagenten, der im Zweiten Weltkrieg zugleich für die deutsche und die britische Spionage arbeitete und den damaligen FBI-Chef vier Monate vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor warnte, der die USA dann noch ganz "überraschend" traf. 
- Und der im Übrigen, kein Scheiß ;), Vorbild für die Figur von James Bond war ;)
Das war auf jeden Fall der ursprüngliche Popovbericht.

Worauf ich hinauswill: Mein neuer Blog heißt jetzt trotzdem genauso.
Das Wort Blog ist einfach bissl dünn und erst recht im Gegensatz zum Popovbericht oder? Klingt doch gleich viel aufregender, haha.

In den Popovbericht kommen die Inhalte, die auf Instagram Unordnung machen, aber trotzdem ihre Daseinsberechtigung haben.

Viel Spaß!
<3

Kunstschule, Kochausbildung, 10 Jahren in der Automobilindustrie. 2 Projekte dort, die für die Öffentlichkeit und Politik nicht mehr tragbar waren. -Und für mich auch nicht. Ich ging.
Ich baute mir meine Selbstständigkeit auf und eröffnete im April 2019 ein Kreativstudio in Ingolstadt.
Ein gutes halbes Jahr im März 2020 später kam die Pandemie und der 1. Lockdown und die drei Bereiche, in denen ich zu diesem Zeitpunkt tätig war, fielen weg: es fanden keine Hochzeiten mehr statt, Gastronomie und Läden haben keine Wand- und Tafel-Bemalungen mehr gebraucht und meine Workshops waren nicht mehr erlaubt. Kurz: nichts von dem, was ich geplant hatte, konnte ich in der gemieteten Fläche machen.

Aber ich wollte zum Handwerk passende Produkte anbieten. Meine Mutter töpfert und näht, mein Opa, meine Tante, ein entfernter Onkel, sie haben alle gemalt. Ich habe Köchin gelernt und meine Bachelorarbeit über nachhaltige Papierproduktion geschrieben, in mir steckt sehr viel Liebe zum Handwerk.

Also habe ich die Fläche genutzt und einen schönen kleinen Conceptstore gebaut. Mit handgemachten Bienenwachskerzen aus Litauen, qualitativ hochwertigem Leinen, Seifen aus einer Manufaktur, handgemachte Keramik, ich habe Drucke gefertigt und Zitronenpralinen aus Sizilien bestellt. Und die liebsten Kunden gewonnen.

Doch wo viel Zeit für einen Laden drauf geht, bleibt wenig Zeit für eine kreative Selbstständigkeit. Und so habe ich mich dazu entschieden, mein Konzept meinen Wünschen anzupassen und nicht meinen Ladenöffnungszeiten.

Seit Schließung meines Ladens arbeite ich kreativ für tolle große Label. Meine Papeterien vertreibe ich B2B und in meinen eigenen Shoprunden. Meine Workshops mache ich weiterhin in Ingolstadt und könnte nicht glücklicher sein über die liebsten Kunden, die mich zum Teil seit 7 Jahren, als ich in einem Laden für Regalmiete, die ersten Produkte verkauft habe, begleiten.

Juli 2024: Über Kunden, Preisgestaltung und die besten Zusammenarbeiten:

Ein Thema über das sich viele Kreative den Kopf zerbrechen und niemand darüber spricht: Preisgestaltung und ihre Konsequenzen. Das ändern wir heute.

Juni 2024: EIn örtliches Lokal schickt mir eine Anfrage über die Beschriftung von Kreidetafeln bzw. Wänden. Insgesamt ca. 10m. Deckenhoch.
Es gibt einen Termin. Wir begehen die Location, wir besprechen jede Wand bzgl. Inhalt und Gestaltung. Wir reden von ca. 2 Wochen Arbeit. 1 Woche für die Entwürfe, 1 Woche zur Anbringung.

Unabhängig von der Selbstständigkeit: Denkt an euer Monatsgehalt und halbiert es. Das sind 2 Wochen Arbeit. Noch bevor der Kunde ein Angebot von mir hat, fällt eine Nachfrage für ein Fixpreis i.H.v. nicht mal einer Woche Arbeit (eig. hätte ich da schon gehen sollen). Aber ich schreibe ein Angebot, es waren ich glaube 5 verschiedene Flächen, ich sitze 2 Stunden an dem Angebot und schicke es ihm in Höhe von 2 Wochen Arbeit.
2 Außentafeln vergesse ich im Angebot, leg ihm die aber aufgrund des Auftragsvolumen gratis oben drauf. -Und bekomme nicht mal eine Antwort auf mein Angebot. Nicht mal ein Danke für die kostenfreien Stunden zur Besichtigung, die Beratung, die da schon stattfand oder das Angebot. Nichts.

Juli 2024: Ich bekomme eine Anfrage aus einem hochpreisigerem Umfeld über die Beschriftung von Tafeln, die für Wände zu bemalen wären. Aufwand ist 3 Tage Arbeit, es wird im Vorfeld nach gar nichts gefragt, ich schreibe ein Angebot über 3 Tage Arbeit, die Antwort auf meinen Preis “ich dachte, das wär teurer”.

DAS ist der Punkt.
Laien und Menschen, die diese Arbeit und Arbeitszeit nicht wert schätzen, werden auch nie den Wert bezahlen.
Profis und Menschen, die um die Arbeitszeit, die man reinsteckt wissen und sich dafür interessieren, ob ihre Dienstleister gerecht bezahlt werden, bezahlen den Preis. Ohne einen Murks.

Eigentlich muss man sich nur entscheiden, für wen man arbeiten möchte.
Eigentlich muss man sich nur Fragen, warum jemand, der einem nicht mal ein “Danke für deine Zeit” wert ist, es wert sein sollte, für den halben Preis zu arbeiten.

Es geht ja nicht um unmenschliche Stundensätze. Es geht darum, mit seinem Gehalt seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wie jeder andere auch.
Warum meinen manche Menschen, Kreative dürften das nicht. Oder könnten äußern, “aber es macht dir ja Spaß”. Was meinen die denn, sagt meine Vermieterin, wenn ich am Monatsanfang sage, “Du, die Miete kann ich jetzt nicht bezahlen, aber ich hatte so viel Spaß letzten Monat"?

Und wenn man dann mit Menschen arbeitet, auf Augenhöhe, in einer Zusammearbeit, in der nicht einer Kunde und der andere König ist, in der nicht der anschafft, der zahlt (sonst bräuchte er ja niemanden, wenn ers alleine könnte oder…), man sich gegenseitig wertschätzt, man ein aufrichtiges Danke hört, dann ist das ein Miteinander, das ich mir für alle wünsche.
Und hoffe, dass all die “Könige” sich mit ihrem Ego aussöhnen können. Wir haben alle unsere auch schlechten Erfahrungen, alle unsere Vergangenheit und alle unsere Themen.
Warum machen wir uns es denn nicht gegenseitig leichter? Warum schaffen wir es nicht, fair miteinader zu sein? Warum schaffen wir es nicht, nett miteinander zu sein und dem Gegenüber was abzunehmen, statt draufzuladen? Mit einem einfachen Danke?

Es gibt genau 1 Konklusion: be kind. Punkt.

Mai 2023: NACHHALTIGKEIT:

Meine Kunden kennen meine oberste Prämisse bei der Herstellung meiner Produkte oder beim Einkauf bei anderen Labeln:
Ich möchte, dass niemand auf dieser Welt leiden musste, damit man bei mir dieses Produkt kaufen kann.

Und dieser Grundsatz zieht automatisch einen hohen Grad an Nachhaltigkeit mit sich.
Wer sich in folgende Themen ein bisschen einlesen will, kann das hier ein bisschen detaillierter tun.

Neben den folgenden Beiträgen gibt es auf meinem Instagram-Account @miriampopov_ auch Highlights zu verschienen Themen im Bereich Nachhaltigkeit.

  • PAPIER: Normales, unzertifiziertes Papier: In der Recherche zu meiner Bachelorarbeit bin ich auf ein Paper gestoßen, das die entsprechenden Rohdungen etc. in den unterschiedlichen Ländern ausführt. Es wird Regenwald abgebrannt, damit Fläche für den Anbau von schnell wachsendem und robusteren Bäumen zur Papiergewinnung entsteht. Ganz vorne mit dabei: Kanada, Russland, Brasilien. Ganz unabhängig von den Schäden für die Umwelt, wie viel CO2 freigesetzt wird etc., es kommt bei illegalen Rohdungen zu Todesopfern und geht bis zu Erschießungen (Quelle, S.36).
    Ich weiß, dass keiner von uns den erhobenen Zeigefinger leiden mag, man wird ja sogar manchmal dazu ermahnt, das ganze netter zu kommunizieren, damit man sich nicht dumm vorkommt (was ja auch das wichtigste in dem Zusammenhang ist.. Ironie Ende). Aber für den nicht zertifizerten Kassenzettel im Laden, für den Strafzettel, fürs Klopapier, für jedes nicht zertifizierte Stück Papier: Dafür sind zum Teil auch Menschen umgekommen. Ich weiß nicht, wie ich das mit mir vereinbaren könnte (und wollte!) diese Produkte anzubieten.
    Für alle, die sich jetzt fragen, an was sie zertifiziertes Papier erkennen und ja, es gibt ja auch (aber nicht nur) Zertifikatsmissbrauch, wenn ihr Produkte mit dem Blauen Engel-Siegel kauft, könnt ihr versichert sein, dass das Produkt zu 100% aus bereits recycelten Materialien besteht.
    Bei Papier gibt es noch verschiedene Stufen des FSC-Zertifikats, bei der niedrigsten Zertifizierung sind 70% aus recyceltem Papier, wobei sich das FSC-Zertifikat an die Gesetzgebung des jeweiligen Ursprungsland richtet. Deklariert z.B. Russland einen Primärwald (Wald ohne menschl. Eingriff) als nicht als solchen, kann er gerohdet werden und fällt dennoch in das FSC-Zertifikat. Also ist ein FSC-Zertifikat, mit dem sich gerade sehr viele Label brüsten, eigentlich so ziemlich das Minimum.
    Problematik: Der höhste Kostenfaktor in der Papierproduktion ist der Energieaufwand. Zusätzlich zu den gestiegenen Rohstoff- und Transportpreisen stieg daher der Preis für Papier in den letzten 12/18 Monaten sehr an. Kauft man lokal und gut produziertes Papier liegt eine Postkarte im VK an den Kunden um die 2,50€. Im Vergleich dazu produziert China weiter sehr günstig, der VK für eine unzertifizierte Postkarte läge ungefähr bei 1€.
    Am Ende des Tages muss ein Label auch immer wirtschaftlich handeln und so bleibt manchen ggf. gar keine Möglichkeit, teurer einzukaufen. Ihr seht das Problem.
    Ich für mich will trotzdem die Entscheidung für günstiges Papier nicht tragen und beziehe daher mein Papier aus einer bayerischen und aus einer italienschischen Papiermanufakur, die durch eig. Wasserkraft, Solarenergie etc. jeweils sehr nachhaltig produzieren. Alle Produkte sind mind. FSC zertifiziert, zum Teil aber auch aus 100% recyceltem Papier :)

  • Greenwashing: Was mir in diesem Zusammenhang oft auffällt. Firmen, die mit “recycelbar” werben. Anmerkung: Plastik mit nem grünen Punkt drauf ist recycelbar. Seit Soviel zu der Nachhaltigkeit, die hinter solchen Produkten steckt.
    Es gibt ein Unternehmen, das damit wirbt, der Umwelt zuliebe weniger Plastik zu produzieren und bietet seine Putzmittel und Seife nicht in Plastikflaschen an, sondern die Mittel in Papiertüten zum Selbstanrühren.
    Diese Firma hatte bei mir angefragt, deren “nachhaltige” Produkte in meinem Laden zu vertreiben. Als ich nach den entsprechenden Papierzertifizierungen für ihre Verpackungen gefragt habe, kannte die Gründerin diese einfach nicht. SIE KANNTE SIE NICHT MAL und dachte, ich spreche von einem Zertifikat, das sie mir daraufhin zugemailt hat: Das bescheinigte dann “tollerweise” die “Recycelbarkeit des Produkts”. Yeay. Die Firma macht Nachhaltigkeit wie vor 40 Jahren und vermarktet sich dabei so gut, dass sie sogar Nachhaltigkeits-Awards gewinnen.
    Versteht mich nicht falsch. Natürlich ist es super, wenn man weniger Plastik verbraucht und dafür nachhaltigere Rohstoffe nutzt. Das ist nur einfach in dem Fall nicht nachhaltig. Vor allem wenn die Spender für das Seifenpulver in den “nachhaltigen” Papierbeuteln dann auch einfach noch PET-Spender sind.
    Die Aldi-Plastikflaschen lassen grüßen.


    Same same gilt für “klimaneutrale Produktion”:
    Für die Produktion von Produkten werden Rohstoffe verbraucht. Material fürs Produkt, Energie für die Herstellung, Kraftstoff für die Logistik, Material für die Verpackung, Versand der Produkte in den Handel oder direkt an den Endkunden. Klimaneutral hingegen bedeutet per Definition keinen Verbrauch von Rohstoffen. Wie soll das jetzt gehen?
    Was eine nachhaltigere Produktion suggeriert, wird in der Praxis wie folgt umgesetzt. Per Kauf von CO2-Zertifikaten werden die verbrauchten Emissionen für das Produkt kompensiert. Mit z.B. Baumpflanz- oder anderen Projekten. Aber deshalb ist eine Produktion nicht zwingend nachhaltig. Das eine hat mit dem anderen eigentlich nichts zu tun. Wenn ein Fahrzeughersteller jährlich eine bestimmte Summe an CO2-Emissionen kompensiert, sind die Fahrzeuge ja deshalb nicht klimaneutral oder nachhaltig produziert worden. Ich denke, das Prinzip ist klar.

  • Palmöl in Seifen etc.:
    Unabhängig vom Rohstoff Palmöl selbst für Kosmetik und Lebensmittel, ist das Thema Nachhaltigkeit bei Palmöl der Papierindustrie sehr ähnlich.
    Auch hier werden Flächen illegal abgeholzt und Menschen lassen ihr Leben, damit die Ölpalme angebaut werden kann, um eben dann den Rohstoff Palmöl daraus zu gewinnen. Dieser steckt durchschnittlich nämlich tatsächlich in jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Mehr dazu findet ihr detaillierter auch in meinem Highlight “Palmöl” auf Instagram @miriampopov_. Hier habe ich auch das Thema Nachhaltigkeitszertifikate angeschnitten.

  • Textilzertifizierung: siehe Highlight mit der Weltkugel auf Instagram @miriampopov_

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